Bleiben Sie gesund!
Über die Entstehung von Krankheiten (Pathogenese) gibt es unterschiedlichste Theorien. In der Schulmedizin dreht sich alles darum, wie die Entstehung von Krankheiten vermieden werden kann. Ein ganz entscheidender Ansatz. Gleichzeitig ist es ebenso wichtig, eine Erkrankung sehr früh zu erkennen, sie zu verstehen, ihr Fortschreiten zumindest zu bremsen, im Idealfall zu verhindern oder sie zur Ausheilung zu bringen.
Resilienz
Eigenschaften körpereigener Widerstandskraft werden als „Resilienz“ (Widerstandsfähigkeit) bezeichnet. Bereits bei kleinen Kindern lassen sich große Unterschiede in ihren Resilienzstärken feststellen. Eine Ausgangssituation, die glücklicherweise nicht statisch bleiben muss. Sowohl Kinder, als auch Erwachsene mit geringer Resilienz, können lernen, sie in sich zu wecken, zu verstärken und damit auch Belastungen mehr Widerstand entgegenzusetzen.
Auch Menschen, die beispielsweise eine dramatische Kindheit durchlitten hatten, waren im jungen Erwachsenenalter in der Lage, damit verbundene Nachteile auszugleichen. Sie wirkten sogar resilienter, als andere, denen vom Schicksal weniger abverlangt wurde. Wem Resilienz fehlt, der kann sie sich aneignen.
Lebensglück
Stark verkürzt geht es bei Salutogenese um die entscheidende Frage: Ist das Glas halb leer – oder ist es halb voll? Doch reiner Zweckoptimismus reicht nicht ganz aus. „Think positiv“ – ja, das ist schon ganz gut, doch geht Salutogenese viel weiter. Resilient sind diejenigen, die einerseits an sich selbst glauben, sich andererseits aber auch eingestehen, dass sie ab und an Hilfe brauchen, und diese dann auch annehmen können. Dazu kommen die Fähigkeit zur Selbstentwicklung, zur Entwicklung von Idealen und auch eine Art von Lebenskunst oder Lebensklugheit. Sozusagen eine Fähigkeit zum Glück!
Nur, was ist Lebensglück? Wie machen wir unser Leben reich und wertvoll? Trotz – oder vielleicht sogar gerade wegen – der Belastungen, die uns geformt haben und uns reifen ließen, uns über unsere Grenzen zu gehen forderten, über unseren Schatten zu springen erlaubten? „Alles keine Kunst, wenn man Glück hat“, wird mancher antworten. Doch Glück braucht unsere aktive Unterstützung, damit es zu uns kommt und bei uns bleibt. Vielleicht ist Glück ja eine Eigenschaft? Dann sollten wir sie intensiv fördern, stärken und bei uns halten.
Lassen Sie uns noch heute gemeinsam damit beginnen!
Wie wir gesund bleiben
Setzt der Ansatz der Pathogenese nicht zu spät an? Können wir Krankheiten womöglich bereites vor ihrem Entstehen verhindern? Wie bleiben wir denn gesund (Salutogenese)? Salutogenese befasst sich ganz im Gegensatz zur Pathogenese nicht mit der Frage: „Warum wird der Mensch krank“, sondern mit der Aufgabe: „Was hält uns gesund?“
Forschung von Aaron Antonovsky
Aaron Antonovsky (1923 – 1994), ein amerikanisch-israelischer Professor der Soziologe, entdeckte kurz nach dem 2. Weltkrieg bei ehemaligen KZ-Insassinnen, dass 29 Prozent von ihnen gesund waren, körperlich wie seelisch. Das Ergebnis überwältigte ihn so sehr, dass er weitere Forschung anschloss: Was zeichnete dieses knappe Drittel an Frauen aus, die eine der furchtbarsten Bedingungen, denen Menschen jemals ausgesetzt waren, heil überstehen konnten?
Die Eigenschaften, die Antonovsky dabei ausfindig machte, nannte er Kohärenzsinn (sense of coherence). Das ist die Fähigkeit, in jeder Lage die eigenen Ressourcen optimal aufzubauen und zu nutzen. So dass man – selbst in schlimmster Bedrängnis – hilfreiche, ja überlebenswichtige Kraftquellen mobilisieren kann.
Das macht Resilienz aus:
Schon bei Kindern mit hoher Resilienz fielen folgende Eigenschaften auf:
- hohes Selbstwertgefühl
- Hilfsbereitschaft
- Glaube, selbst etwas bewirken zu können
- Jungen lebten in einer Umgebung, in der sie Gefühle zeigen durften
- Mädchen kamen aus Familien, in denen Unabhängigkeit gelebt wurde
Stabile Erwachsene mittleren Lebensalters verfügten über:
- Lebenslange Bereitschaft zum Lernen
- Hohe Disziplin
- Beziehung mit einer stabilen Partnerin oder einem stabilen Partner
- Engagement in einer Glaubensgemeinschaft oder Kirchengemeinde
- Genesung von einer lebensbedrohlichen Krankheit oder einem Unfall
- Psychotherapie (in geringerem Umfang)
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